Neuköllner*innen / Tipps

Alle Märkte weiterhin geöffnet!

Alle Marktbetreiber geben ihr Bestes, ihre Neuköllner Märkte für dich aufrecht zu erhalten. Corona hat diese aber ganz schön auf den Kopf und teilweise vor große Herausforderungen gestellt. Zum Glück gibt es Unterstützung von den Ordnungsämtern und Straßen- und Grünflächenämtern, loyalen Händler*innen und Besucher*innen! Alle versuchen zusammenzuhalten. Wir haben mit einem Wochenmarktplaner gesprochen, nämlich Nikolaus Fink von „diemarktplaner" und wenn du gern auf Wochenmärkte gehst, kannst auch du ganz einfach helfen.

Hallo Nikolaus Fink, wie sieht die Neuköllner Marktsituation aus?

Unsere kleinen Märkte in Rudow oder Britz-Süd, aber auch die mittelgroßen Märkte erfahren viel Zulauf und funktionieren gut. Strategien sind z.B. Händler*innen anders aufzustellen und weit auseinanderziehen. Es gibt größere Anstellflächen für die Kund*innen, ohne die anderen Stände zu belasten. Händler*innen, Kund*innen und wir haben gut zusammen agiert und tun das auf allen Märkten. Einfacher ist das auf den kleinen Märkten. Man musste nur noch ab und zu auf die Einhaltung der Abstände hinweisen. Jedoch mussten wir alles, was unsere Märkte immer belebt hat, wie zum Beispiel Live-Musik und Glücksrad, Lesungen und Kampagnen erstmal weglassen. Das würde dazu führen, dass Besucher*innen sich länger auf dem Markt aufhalten. Das müssen wir vermeiden. Wir wollen, dass schnell eingekauft und relativ zügig wieder nach Hause gegangen wird, da das den Ansprüchen der Verordnungen entspricht, um Corona einzudämmen.

Wie herausfordernd die Situation ist, wurde nach Ostern deutlich. Durch die Lockerungsdiskussionen, die Öffnung von Geschäften bis 800 m², die frühsommerlichen Temperaturen sowie der Beginn von Ramadan, hat sich die Kundschaft quasi verdoppelt. Am Maybachufer musste der Markt an einem Tag deshalb frühzeitg geschlossen werden, da diese Menschenmenge nicht mehr zu bewältigen war. 

Warum kommt es zu solchen Schwierigkeiten?

Ein großes Problem ist die nachlassende Diziplin. In Teilen der Gesellschaft sinkt das Verständnis für die Einhaltung von Abständen und dafür, sich nicht lange draußen aufzuhalten. Einige halten sich noch widerwillig an die Vorgaben. Gemeinsam mit den Händler*innen müssen wir nicht wenige Besucher*innen mit viel Aufwand kontrollieren und ermahnen. Das zehrt an den Nerven und kostet alle Beteiligten viel Kraft.

Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?

Wir passen seit Mitte März standortspezifisch ständig Maßnahmen an. Am Maybachufer sperren wir z.B. die gesamte Fläche mit Zäunen ab. Bis zu zwölf Leute inklusive professioneller Securities sind vor Ort, um Ein- und Auslass, sowie Verhaltensmaßnahmen auf dem Markt zu kontrollieren. Als Marktbetreiber sind wir auf den öffentlich zugänglichen Märkten für alles verantwortlich. Da kann man nicht am Personal sparen, selbst wenn es über Dauer große finanzielle Lücken reißt.

Was unternehmen Sie sonst noch? Gibt es Abstandsmarkierungen?

Wir bitten die Besucher*innen, sich nicht lange auf dem Markt aufzuhalten, Abstand zu halten und wir verteilen dazu Flyer in verschiedenen Sprachen. Am Eingang steht man schon mal 10-15 Minuten an, aber dort ist immer jemand vor Ort und hält die Wartenden auf dem Laufenden. Es gibt Abstandsmarkierungen, Böcke, Schranken, Kisten und viele optische Barrieren, dazu kreative Hinweisplakate und Personal, das auf die Einhaltung achtet. Eine verbindliche Vorgabe zu Mundschutz gibt es bisher nicht, wir empfehlen es aber allen Kund*innen.

Wie geht es den Händler*innen auf dem Markt?

Das ist leider ein zusätzliches Problem. Wir müssen aktuell am Maybachufer bis zu 30% der Händler*innen reduzieren und da wir zusätzlich weniger Kund*innen auf dem Markt zulassen dürfen, kommt es bei unseren Händler*innen zu Umsatzeinbrüchen, in Einzelfällen sogar bis zu 70%. Einer unserer Obst- und Gemüsehändler hat zum Beispiel viele tausend Euro in seinen Hänger investiert und bietet beste Ware an. Nun fehlt ihm der nötige Umsatz. Für manch einen ist die aktuelle Situation trotz Öffnung des Marktes existenzgefährdend.

Im Zusammenspiel mit den Händler*innen versuchen wir über permanenten Ideenaustausch und Feintuning vor Ort die Umsätze zu stabilisieren. Manchmal helfen kleinste Stellplanänderungen, ein anderes Mal ist die Lösung, dass Händler*innen die Kund*innen von hinten anstehen lassen. Mit entsprechenden Markierungen auf dem Boden lernen die Besucher*innen das neue Anstehverhalten recht schnell. So kommen wir gemeinsam vorwärts und helfen uns gegenseitig. Gut ist: Alle im Boot rudern fleißig mit.

Wie geht es weiter und was wünschen Sie sich?

Unsere Entwicklungspläne mussten erstmal hinten angestellt werden. Für Juni geplante Kampagnen, z.B. zu Mehrweglösungen und Verpackungsvermeidung, müssen wir aufschieben. Es geht zurzeit um die Stabilisierung und Neuordnung des Marktes am Maybachufer – unter den neuen Bedingungen, die vermutlich noch viele Monate gelten, ist das ein mittel- bis langfristiger Transformationsprozess.

Ich wünsche mir das umsichtige und achtsame Verhalten aller Kund*innen zurück, wie es bis Ostern so vorbildlich zu beobachten war. Lockerungen sind meiner persönlichen Meinung nach dann zielführend, wenn das Disziplin-, Abstands-, und Hygieneverhalten jedes Einzelnen durchgehend beibehalten wird. Keine leichte Aufgabe, ich weiß, aber es geht um die Gesundheit aller und den langfristigen Existenzerhalt der Händler*innen und des übrigen kleinteiligen Einzelhandels im Kiez. Schön zu sehen ist, dass die Händler*innen mit kreativen Ideen und enorm nervenstark agieren, dass sie zusammen stehen und sich gegenseitig aufbauen. Der Wochenmarkt am Maybachufer hat, da bin ich absolut sicher, auf dieser Basis eine große Zukunft vor sich, auf dass er nach Corona wieder in alter Strahlkraft wirken kann.

Vielen Dank für das Interview und Ihr Engagement. Wir wünschen Ihnen und allen Händler*innen alles Gute!

 

Wie du alle Händler*innen ganz einfach unterstützen kannst.

Du unterstützt sie vor allem, indem du bei ihnen einkaufst. Achte bitte dabei darauf,

1) den vorgeschriebenen Abstand von 1,5m einzuhalten.

2) schnell einzukaufen und zügig wieder nach Hause zu gehen.

3) beim Anstehen geduldig zu sein.

4) den empfohlenen Mundschutz zu tragen.

5) freundlich zu bleiben. :-)

Öffnungszeiten und Informationen zu allen Wochenmärkten in Neukölln findest du hier.

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