Voneinander lernen: Veränderung ist kinderleicht!

#4: Was hat denn mein Handy mit Umwelt und Gerechtigkeit zu tun?!

Die Bewegung „Schön wie wir" beginnt Veränderungsprozesse im Kleinen, die einen Teil dazu beitragen, dass sich die Welt im Großen positiv verändert.

Nicole Hesse und Anja Fuhrmann vom Verein „KATE e.V.“ machen nicht nur auf die Tücken der Handyproduktion und -nutzung aufmerksam. Sie schauen in einem weiteren Projekt auch auf die Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Klima.


SWW: Herzlich Willkommen, liebe Nicole Hesse und liebe Anja Fuhrmann! Stellen Sie sich doch bitte mal vor! Wer sind Sie und was macht Ihre Organisation?

Nicole Hesse und Anja Fuhrmann : Wir sind Nicole Hesse und Anja Fuhrmann und wir arbeiten bei der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung – kurz „KATE e.V.“

„KATE“ist ein gemeinnütziger Verein, der 1988 in der DDR gegründet wurde. Vor zwei Jahren haben wir unser dreißigjähriges Jubiläum gefeiert. Wir sitzen aktuell noch im Haus der Demokratie und Menschenrechte im Prenzlauer Berg, planen aber im nächsten Jahr auf das alte Kindl-Gelände ins „Berlin Global Village“ zu ziehen. „KATE“ ist eine umwelt- und entwicklungspolitische Organisation und arbeitet überwiegend im Bildungsbereich. Wir fördern entwicklungspolitische Umweltbildung an Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, sind aber auch in der Erwachsenenbildung unterwegs. Neben den zwei Bildungsprojekten „Das Klimafrühstück – Wie Essen unser Klima beeinflusst“ und „Mein Handy und ich – Die globalen Folgen der Handynutzung“ koordiniert „KATE“ seit 2002 das Berliner entwicklungspolitische Bildungsprogramm „benbi“. Das findet jährlich in einer Woche im November im FEZ in der Wuhlheide statt. Es gibt immer ein Jahresthema. Dieses Jahr ist es Digitalisierung, letztes Jahr war es „Weltweit wirtschaften“. „Benbi“ bietet ein Bildungsangebot für Schüler*innen von der Grundschule bis zur Oberstufe, auch für Lehrkräfte und interessierte Schulklassen aus ganz Berlin. Es ist offen für alle Schulformen. Diese können sich da nach den Sommerferien anmelden und im Laufe der Novemberwoche an Workshops und Kinoforen teilnehmen. Rund zwanzig NGO´s und Vereine führen die Angebote durch und das benbi-Team unterstützt und berät vor Ort. Es gibt Workshops, ein Bühnenprogramm, begleitende Ausstellungen und freitags auch eine Podiumsdiskussion.

Aufgrund der aktuellen Situation ist das Team gerade dabei, das Format an die derzeitige Situation anzupassen. Es soll aber auf jeden Fall stattfinden.

Außerdem ist bei „KATE“ seit 2019 die Promotor*innenstelle für globales Lernen angesiedelt und unser Fachpromoter berät NGO´s zu Schulentwicklungsprozessen und bringt auch Modellschulen des Globalen Lernens auf den Weg. Interessierte Schulen, auch aus Neukölln, können sich da gerne melden.

„KATE“ ist auch Einsatzstelle für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ und) den ökologischen Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD).

Welche Workshopangebote gibt es?

Wir bieten einmal das Klimafrühstück und ein Handyprojekt an. Beim Klimafrühstück geht es um die Frage „Wie hat unser Essen Einfluss auf das Klima?“ Beim Handyprojekt um folgende: Was sind die globalen Folgen der Handynutzung? Dabei widmen wir uns Aspekten, angefangen von den Ressourcen, über die Produktion bis hin zur Kurzlebigkeit eines Handys, dessen Nutzung und Entsorgung. Beide Projekte arbeiten mit abwechslungsreichen und unterschiedlichen Methoden und sind je nach Alter inhaltlich mehr oder weniger umfangreich. Komplexere Zusammenhänge werden entsprechend aufbereitet und zugänglich gemacht, vor allem bei den Jüngeren. Beim Klimafrühstück bedienen wir ja alle Altersstufen, von der Kita bis hin zu jungen Erwachsenen, aber auch Erwachsenen im außerschulischen Kontext. Zum Beispiel bieten wir Klima-Koch-Workshops für Bezirksämter an. Gerade bei den jüngeren Kindern arbeiten wir viel mit Bildern und kleinen Spielen. Bei den Jugendlichen mit anderen Medien, wie Videos oder Audiobeiträgen.

Fangen wir mal mit dem Klimafrühstück an.  Wie kann man sich Ihre Workshops so vorstellen? Wie läuft dieser ab? Wo findet er statt?

In der Regel wird von den Schulen ein Projekttag dafür gebucht. Für das Klimafrühstück kommen zwei von „KATE“ geschulte Referent*innen an die Schulen, die dann im Umfang von 4 bis 5 Stunden so einen Projekttag durchführen. Wir bringen Lebensmittel mit und bauen ein Frühstücksbuffet auf. Wir wollen gern anhand dieser  Lebensmittel den Zusammenhang zwischen Essen und Klima vermitteln, inwieweit unsere Ernährung ein Einfluss auf das Klima hat. Dabei versuchen wir uns über verschiedene interaktive Methoden diesem Thema zu nähern. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Frühstücken. Alles darf probiert werden.

Anhand dieses Frühstücks versuchen wir vier Kriterien aufzuzeigen, welche Unterschiede ähnliche Produkte haben können in Bezug auf de n Einfluss auf das Klima, z.B. Sind die Produkte viel oder wenig verpackt? Sind sie eher  pflanzlichen oder tierischen Ursprungs? Haben sie gerade Saison? Kommen sie aus der Region oder nicht? Wie sind die Anbaumethoden: ökologisch oder konventionell? Je nachdem wird herausgefunden, dass bestimmte Aspekte klimafreundlicher sind als andere.

Und wie ist das beim Handy-Workshop?

Meist reagieren sie sehr positiv. Wir bekommen viel gutes Feedback, dass es einfach Spaß macht. Es hat auch viel damit zu tun, dass es sehr abwechslungsreich und fächerüberreifend ist. Wir bedienen verschiede Inhalte aus verschiedenen Schulfächern. Gerade in Oberstufen finden wir oft ein starreres frontales Lernformat vor und das lockert es natürlich auch ein bisschen auf, wenn wir im Stuhlkreis oder in der Gruppenarbeit arbeiten und mit Diskussionen einsteigen über die einzelnen Themen. Wir bitten am Ende auch immer um Feedback für unsere eigene Evaluation, was uns auch ganz wichtig ist. Hier kommt oft die Bestätigung, dass sie etwas Neues gelernt haben.

Beim Handyprojekt handelt es sich auch um einen Projekttag an Schulen, im Umfang von ca. 5 Stunden. Es richtet sich derzeit an die Sekundarstufe I aber auch an den zweiten Bildungsweg. Wir haben viele Anfragen von Grundschulen und führen auch schon dort Projekttage durch. Wir haben aber noch kein Bildungsangebot, das speziell auf die Grundschulen ausgerichtet ist, soll aber in diesem Jahr noch entwickelt werden.

Im Workshop widmen wir uns Fragen wie „Welche globalen Auswirkungen hat die gesamte Herstellung und Nutzung eines Handys? Woraus besteht so ein Handy? Wir bringen alte Handys mit, die auseinandergebaut und wieder zusammengebaut werden sollen, um zu schauen, was für Stoffe darin stecken, vor allem mineralische Rohstoffe. Die können dann auch mit Rohstoffkoffern durch Anschauen  und Anfassen bestimmt werden.

Im nächsten Schritt wollen wir herausfinden, wo diese Rohstoffe herkommen und wie sie abgebaut werden. Was hat das zur Folge und welche Auswirkungen hat es auf Mensch und Umwelt vor Ort, dort, wo sie abgebaut werden? Warum gibt es so ein globales Ungleichgewicht? Warum gibt es Länder, die reich an Rohstoffen sind aber trotz dessen wirtschaftlich arm im globalen Kontext gesehen. Wir sprechen auch über Arbeitsstandards und Arbeitsbedingungen. Was kennen die Teilnehmer*innen selbst, was wünschen sie sich für ihre eigene Arbeit und wie sieht das in der Handyproduktion derzeit aus. Das wird über Erfahrungsberichte herausgefunden.

Uns ist wichtig, dass wir am Ende beider Projekttage feststellen, dass es Missstände und Ungerechtigkeiten in der Welt gibt und wir wollen gemeinsam herausfinden, was es für Lösungsansätze gibt, was sich verändern muss und wie es anders aussehen sollte. Zum einen in Bezug auf unsere Lebensmittel und auch auf die Handyproduktion, die Nutzung und das Nutzungsverhalten. Wie kann ich mein Handy länger nutzen usw.

Wie reagieren die Teilnehmer*innen darauf?

Meist reagieren sie sehr positiv. Wir bekommen viel gutes Feedback, dass es einfach Spaß macht. Es hat auch viel damit zu tun, dass es sehr abwechslungsreich und fächerübergreifend ist. Wir bedienen verschiede Inhalte aus verschiedenen Schulfächern. Gerade in Oberstufen finden wir oft ein starreres frontales Lernformat vor und das lockert es natürlich auch ein bisschen auf, wenn wir im Stuhlkreis oder in der Gruppenarbeit arbeiten und mit Diskussionen einsteigen über die einzelnen Themen. Wir bitten am Ende auch immer um Feedback für unsere eigene Evaluation, was uns auch ganz wichtig ist. Hier kommt oft die Bestätigung, dass sie etwas Neues gelernt haben.

Danke für den Überblick. Sehen Sie in der aktuell schwierigen Situation eine Chance, dass wir zukünftig achtsamer mit diesen Themen umgehen?

Das ist eine sehr spannende Frage. Wir wissen allerdings nicht, ob sich diese Frage jetzt schon beantworten lässt. Vielleicht müsste man da nächstes Jahr nochmal draufschauen und könnte dann sagen, ob oder was sich in der Lebensweise, im Konsumverhalten verändert. Vielleicht ist es aktuell noch zu früh, um das zu beantworten.  Wir überlegen aktuell, wie wir unsere Angebote umgestalten können und auf die aktuelle Situation ausrichten können. Dafür sammeln wir gerade Ideen.

Was glauben Sie, warum braucht die Welt Projekte wie Ihre?

Unsere Bildungsprojekte orientieren sich am Bildungskonzept des Globalen Lernens. Das ist ein politisches Bildungskonzept und thematisiert globale Ungerechtigkeiten. Das Globale Lernen kann komplexe Themen verständlich erklären. Dabei geht es darum, die eigene Rolle zu hinterfragen und auch Perspektiven einzunehmen und Stimmen von Menschen, die sonst nicht zu Wort kommen, anzuhören. Mit den Themen möchten wir eine nachhaltige und verantwortungsvolle Lebensweise und ein solidarisches Miteinander fördern. Durch selbstständiges Denken und Mitmachen, was wir im Rahmen unserer Projekttage auch fördern, können die Schüler*innen  auch am besten Neues lernen.

Wie wünschen Sie sich die Zukunft?

Im Rahmen der Projekttage geht es darum,  gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Wir diskutieren auch mit den Teilnehmer*innen darüber, wie die Zukunft aussehen kann und suchen gemeinsam nach Lösungswegen. Das kann ans  individuelle Handeln anknüpfen aber auch größer gedacht werden.

Spannend ist es auch gemeinsam Ideen zu spinnen, wie die Zukunft aussehen kann, aber auch direkt vor Ort zu schauen, was sich z.B. in der Schule verändern sollte. Welche Produkte gibt es in der Mensa und könnte man da nicht vielleicht versuchen, weniger Verpackung zu nutzen? Oder Aufrufe starten, alte Handys zu sammeln und an einer Sammelstelle abzugeben oder zu reparieren. Wir finden es interessant, was da manchmal für Ideen kommen. Es geht darum, Anregungen zu schaffen, selber im kleinen Rahmen aktiv zu werden. Wir schauen, was sich gesellschaftlich verändern muss und wie wir Forderungen gemeinsam entwickeln können. Das ist immer ein schöner Moment, sich darüber auszutauschen und darüber zu diskutieren, was möglich und realistisch ist.

Wie findet man weitere Informationen zu Ihnen und wie kann man Sie kontaktieren?

Man kann sich auf unserer Webseite und auf Facebook umschauen. Dort kann man auch erfahren, wie man sich unsere Themenkoffer mit Bildungsmaterialien zum Klimafrühstück und zum Handythema ausleihen, sowie Leitfäden bestellen kann.

Das klingt spannend. Danke, liebe Nicole Hesse und Anja Fuhrmann für das Interview und Ihre tolle Arbeit!

© Fotos auf dieser Seite: KATE e.V.

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